Perispasmos Prolog

Von Luga Hunger:

Was ist Kunst, wenn sie sich nicht am Zeitgenossen und seiner Kultur reibt? Was ist Kunst, wenn sie nicht Anderes liefert? Was ist Kunst, wenn sie nicht verwirrt oder ärgert?

Kunst muss böse sein in folgendem Sinne: Sie muss Böses erschaffen, ohne Gutes zu zerstören. Sie darf allerdings so attraktiv sein, dass sie Gutes ersetzt, wenn der sie wahr- und aufnehmende Kopf nicht ein verständiger ist. Insofern braucht Kunst nicht darauf angelegt zu sein, Rücksicht zu nehmen.

Eine Dystopie ist somit auch immer mindestens gleichwertig mit der Utopie. Beide sollen sie Köpfe befallen und beide unterscheiden sich von der Wirklichkeit. Sie sind beide das Resultat von Gedankenexperimenten und sind in die Öffentlichkeit zu bringen, um zu zeigen, wohin so mancher Weg zu enden droht, und welche Alternativen anzudenken sind.

Obwohl auch Wissenschaft ein Stück weit Kunst ist, meint man, von ihr etwas ganz anderes verlangen zu müssen, und dazu noch eine Enthaltsamkeit in einigen Fragen. Bei genauerem Hinsehen ist das jedoch Unsinn. Je tiefer mensch in die Geschichte der Wissenschaften schaut und nicht annimmt, dass der Gipfel dieser mit dem heutigen Tage erreicht ist, desto mehr muss Eins zur Einsicht gelangen, wie unsinnig dieser Gedanke ist.