Blumensträuße sind schlechte Geschenke

Seit Tausenden von Jahren werden Blumen zuerst als Schmuckgebinde für Opfer- und Grabbeigaben verwendet. Fast ebenso lange werden Blumensträuße als Geschenk verwendet. Wieso macht man das?

Für Geschenke und Grabbeilagen dienen Blumensträuße als etwas Schönes. Was macht Blumensträuße schön? Vergänglichkeit macht etwas schön, der Wert kommt aus der Rarität, aus dem kurzen Moment der Blüte. Wenn der Florist einen Strauß zusammenstellt und die Pflanzen dafür zerschneidet, so macht er es im Lebensabschnitt der Blume, in dem sie am schönsten ist. Vorher war die Blume nicht schöner, weil noch nicht entfaltet, und danach auch nicht, weil schon sterbend.

Das, was Blumen schön macht, das macht ihr Verschenken so absurd: Man verschenkt den Anblick des Niedergangs, das dem Zerfall-Beiwohnen. Würde man auf diese Weise Tiere verschenken, müsste man junge, aber schon stubenreine und trainierte Hunde nehmen und vor dem Verschenken den Hals umdrehen, oder wenigstens die irgendein lebenswichtiges Organ entnehmen, sodass der Beschenkte gerade noch den letzten Lebenshauch bezeugen kann und die eigene Wohnung mit einer Ausstellung des Zerfalls dekorieren kann. Am ersten Tag mag es ja noch wie Leben aussehen ...